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Ostseebad Wustrow

775 Jahre Ostseebad Wustrow

Beitrag: Brigitte Hildisch, Rövershagen

Der 775. Geburtstag im Jahre 2010 war Anlass genug, um in Wustrow mehr als eine Woche lang ausgelassen zu feiern - vom 21. bis zum 29. August.

Alle Festveranstaltungen fanden an lokalen Schauplätzen statt, die entweder einen Bezug zur Geschichte Wustrows hatten oder auf die heutige Bedeutung des Ortes als ein Urlaubermagnet an der Ostsee hinweisen. Es waren ereignisreiche Tage und ganz Wustrow wurde einbezogen.

Eröffnungstag im Fischländer Hafen

Ein kleiner und beschaulicher Hafen - diese Attribute beschreiben den Fischländer Hafen wohl am treffendsten. So ruhig ging es hier aber nicht immer zu. Einst, im 19. Jahrhundert, als die Geschäfte im Hafen besonders florierten, siedelten sich zunehmend mehr Seemänner in Wustrow an. Bauwerke jener Zeit sind die noch gut erhaltenen Kapitänshäuser. Der Fischländer Hafen prägte folglich das Leben in Wustrow erheblich mit.

Still war es auch nicht am 21. August 2010 - dem Eröffnungstag der Festwoche. Das wohl spannendste Ereignis nach der Rede des Bürgermeisters war die Jubiläumsregatta. Segelboote lagen bereit, um in den Bodden auszulaufen und die Suche nach 100 dort versteckten Flaschen aufzunehmen. Für den zahlenmäßig größten Flaschenfund wurde ein Preis verliehen.
Zu erwähnen ist noch, dass es zu anderen Zeitpunkten des Jahres Regatten im Fischländer Hafen gibt. Erinnert sei an die Wustrower Zeesbootregatta oder die Kleine Fischländer Wettfahrt. Und im Winter trifft man sich hier gern zum Eissegeln.

Kirchentag - auf dem heiligen Hügel

775 Jahre Wustrow - Kirchentag, Bild: Pastorin Gramowski
775 Jahre Wustrow - Kirchentag, Bild: Pastorin Gramowski

Die schmucke Fischländer Kirche ist nicht das erste Gotteshaus, das jemals auf dem „heiligen Hügel“ Swante-Wustrows, am südlichen Ortstrand, errichtet wurde. Die Geschichte der ersten Gebetsstätte beginnt vermutlich im 12. Jahrhundert, als das Christentum auf dem Fischland Fuß fasste. Bischof Berno, ein Zisterziensermönch, trieb die Verbreitung der christlichen Lehre voran, auch mit dem Bau von Heiligtümern auf den heiligen Stätten der Wenden. So stand wahrscheinlich schon vor 775 Jahren auf dem Hügel in Swante-Wustrow eine einfache Holzkirche. Gewiss ist heute, dass gegen Ende des 14. Jahrhunderts die „Kirche des heiligen Jodokus“ dort in den Himmel ragte. Jodukus war der Schutzpatron der Schiffer. Die Kirche gehörte dem Klarissenkloster in Ribnitz an. Aus dem Jahre 1385 gibt es entsprechende Überlieferungen. Im 19. Jahrhundert wurde es unumgänglich, an einem neuen Gotteshaus zu planen. Die Baufälligkeit des Kirchengebäudes wurde immer offensichtlicher und die Kritik an seiner Sicherheit hatte zugenommen. So erfolgte 1869 der Abriss der Kirche und ihr Neuaufbau begann. Bis zur Fertigstellung der Kirche vergingen jedoch vier Jahre. 1873 feierte man die Weihe des heutigen Bauwerks, das im neogotischen Stil vom Rostocker Baumeister Wachenhusen errichtet wurde. Die Kirche war ein Geschenk des Großherzogs Friedrich Franz II.. Ihre Baukosten betrugen 32711 Taler, von denen der Großherzog 30600 Taler übernahm. Zunächst bestand das Bauwerk nur aus einem Mittelschiff. Später mit der Zunahme der Bevölkerung auf dem Fischland wurde sie mit dem Anbau eines Chores und eines Turmes vergrößert. Es waren gleichzeitig schicksalhafte Jahre. Zum einen gab es 1869 einen Großbrand im Ort, der viele Wustrower auf der Westseite des Ortes obdachlos machte. Und zum anderen fällt die Sturmflut von 1872 in die Bauzeit. Eine Katastrophe, die viel Zerstörung hinterließ. Finanzielle Mittel wurden folglich anderswo zunächst dringlicher gebraucht. Das Besondere an der Fischländer Kirche war und ist eine Turmgalerie in 18 m Höhe. Sie macht dem Besucher den freien Blick über das weite Land möglich, sowohl auf den Bodden als auch auf die Ostsee. Die festlichen Veranstaltungen am 22. August 2010 rücken die geschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung der Fischländer Kirche in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Hexen und Hexenprozesse - Wustrow erlebte zwischen 1560 und 1700 eine Zeit, in der die Ängste und die Unwissenheit der Menschen in religiösem Fanatismus gipfelten - in der Hexenverfolgung. Es ist ein düsteres Kapitel in der Kirchengeschichte des Ortes und eine Rückschau führt auch zu jenen schrecklichen Ereignissen. Noch heute geistert der Name Tilsche Schellwegen durch Wustrow. Ihr Schicksal berührt immer noch jeden, der sich mit der Person Schellwegen beschäftigt. Am eigenen Leibe musste sie erfahren, was Denunziation bedeutete, und wie Geständnisse unter Folter erpresst wurden.

Fischlandhaustag - in einem denkmalgeschützten Haus

Fischlandhaus
Fischlandhaus

Das Fischlandhaus in der Neuen Straße gehört zu den ältesten Gebäuden des Ortes. Sein wichtigster Schatz ist die kleine Bibliothek, die unter anderem Bücher über die Region bzw. von Autoren aus der Region für den lesefreudigen Besucher bereithält. Das Fischlandhaus ist ein kultureller Treffpunkt in Wustrow. Und abwechslungsreich wurde auch das Programm am 23. August 2010 gestaltet - von einem Figurentheater, einem Trommelbauworkshop, auch mit Lesungen und Konzerten.

Von der Geschichte des Fischlandhauses zu erfahren, heißt, sich mit dem Begriff Büdnerei auseinanderzusetzen. Das Fischlandhaus ist ein Hochdielenhaus, die einst eine so typische Bauweise auf dem Fischland.

Strandtag - am feinsandigen Strand an der Ostsee

Wustrow mit einem kilometerlangen Sandstrand bietet vielseitige Erholung. Und ein Tag am Meer bei spielerischen und sportlichen Aktivitäten verheißt gute Laune. Davon gingen auch die Veranstalter der Festwoche aus und organisierten zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten für den 24. August 2010. Was aber ist ein Strandtag ohne Neptun, dem Gott des Meeres? So dachte man auch in Wustrow, und man bat die kleinen Kurgäste der Ostsee-Kurklinik, Neptun und sein Gefolge mit Rufen aus dem Wasser zu locken. Neptun und seine Nixen wurden, wie es die Tradition verlangt, milde gestimmt und einer Taufe der Landratten stand nichts mehr im Wege.

Seebrückentag - auf und an einer weit ins Meer hinausragenden Brücke

Bei einem Spaziergang auf der Wustrower Seebrücke genießt man die reine Luft und den Blick über den weitläufigen Strand links und rechts des Bauwerks. Mit ihren 240 m ist diese Brücke schon ein gewaltiges Bauwerk für einen eher kleinen Ort. Die Wustrower haben allen Grund, stolz auf ihre Seebrücke zu sein. Und darum wurde auch sie zum Schauplatz von Feierlichkeiten. Am 25. August 2010 trafen sich hier verschiedene Ensembles, um ihre Kunst darzubieten. Kunsthandwerker hatten Gelegenheit, ihre Arbeiten anzubieten. Einen besonderen Höhepunkt schuf die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit einem Tag der offenen Tür. Vor der Seebrücke demonstrierten Mitglieder Seenotrettungsübungen, in der Art wie sie im tiefen Wasser ablaufen. Die Rettung Schiffbrüchiger hat in Wustrow eine lange Tradition. Der Leiter des Informationszentrums der Seenotrettungsstation beschrieb in seinem Vortrag den Weg vom Ruderrettungsboot bis zum Seenotkreuzer.

Sporttag - fröhliche Wettkampfatmosphäre auf der Festwiese

Der Ablauf des 26. August 2010 wurde im Wesentlichen von den Wustrower Vereinen bestimmt. Der Turn - und Sportverein mit den Sektionen Segeln, Tonnenbund oder Fußball gilt als einer der größten Vereine des Ortes. Seine Mitglieder gestalteten den Tag mit unterhaltsamen sportlichen Aktivitäten - wie Kleinfeldfußballturnieren für die verschiedene Altersgruppen oder einem Schnupperkurs im Sportschießen. Eine andere Seite sportlicher Betätigung zeigte eine Line Dance Gruppe. Und beschwingt klang der Abend auch aus.

Hofkonzert - in der ersten Hufe Wustrows - der Kunstscheune Barnstorf

Die erste Erwähnung dieses denkmalgeschützten niederdeutschen Hallenhauses wurde in einer Urkunde aus dem 14. Jahrhundert vermerkt. Zur Kunstscheune jedoch erklärte man dieses geschichtlich interessante Gebäude erst in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Vorrangig norddeutsche Künstler stellen dort ihre Arbeiten aus. Die Exponate sind vielseitig und kommen aus der Kunst der Malerei, Plastik, Skulptur, der Keramik oder dem Schmuck-Design. Der 27. August 2010 war ein kultureller Höhepunkt der Festwoche, und es fand ein Hofkonzert in Barnstorf statt. 775 Jahre Wustrower Geschichte waren ein würdiger Anlass, um in diesen uralten Räumen eine Jubiläumsausstellung zu organisieren.

Lasershow - und ein beeindruckendes musikalisches Programm am Strand

Am späten Abend des 28. August 2010 traf man sich in der Nähe der Seebrücke und erwartete ein einzigartiges Zusammenspiel von Musik, Licht und Feuerwerk. Die „Klangfarben der Natur“ sollten auf nachhaltige Weise hörbar und sichtbar gemacht werden. Auge und Ohr würden sich während der Darbietung auf einen Spaziergang durch die vier Jahreszeiten begeben. Keiner hatte aber mit ganz anderen Lichteffekten, die ein starkes Gewitter erzeugte, gerechnet. Die Lasershow musste abgebrochen werden.

Historischer Umzug - durch einen festlich geschmückten Ort

Historischer Umzug
Historischer Umzug

Der 29. August 2010 war der Tag eines bunten Umzugs durch Wustrow. Die Geschichte des Ortes sollte in ausgewählten Kapiteln vor dem geistigen Auge der Besucher vorbeiziehen. Die darzustellenden Themen reichten von der Besiedelung Wustrows durch die Slawen, der Geschichte der Wustrower Kirche, dem Entstehen des traditionellen Handwerks bis hin zur Blütezeit der Wustrower Seefahrtsschule. Erinnert wurde auch an die Zeit der Hexenverfolgung. Demzufolge gab es eine festgelegte Reihenfolge. Den Umzug eröffnete ein Fanfarenzug und ihm folgte die Kutsche des Bürgermeisters.  Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die Wustrower Feuerwehr und der Sportverein erhielten ihre Möglichkeit, ihre Arbeitsweisen zu illustrieren. Auf spaßige Weise demonstrierten die Einheimischen die lustigen Seiten einer langen Badekultur. Zu Wustrow gehörte einst eine intakte Schule. Auch an sie wurde erinnert.

Jubiläumstonnenabschlagen - Siegerin
Jubiläumstonnenabschlagen - Siegerin

Wustrow blickt auf vielfältige Traditionen zurück und besonders auf das Tonnenabschlagen. Im Anschluss durften die Tonnenbrüder und -schwestern ihre Geschicklichkeit bei einem Jubiläumstonnenabschlagen unter Beweis stellen.

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