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Seehäfen - Zur Geschichte der Seefahrt Fischland-Darß-Zingst

Beitrag: Dr. MANFRED HESSEL, Ostseebad Wustrow - leicht gekürzte Fassung,
Quelle: OZ vom 21.08.1995

Ist man kurz vor Wustrow oder Ahrenshoop spürt man sehr das Meer, erkennt man die Weiden und sieht den Bodden. Auch wenn der Wind stark bläst, ist es hinter den Deichen geschützt, und nur wenige Leute denken daran, dass hier, einst am Permin und ähnlich vor Ahrenshoop, Wasserwege zwischen Bodden und Ostsee existierten.

„Störtebeker“-Hafen

Östlich von der heutigen Straße reicht unmittelbar vor Wustrow eine Bucht des Boddens, "Permin" genannt, an diese heran. Dieser Wasserarm führte im 13. und 14. Jahrhundert bis in die nahe Ostsee und trennte das Fischland vom Festland. Zugleich waren diese Ostseezugänge große Streitobjekte.

Die Verantwortlichen der Stadt Ribnitz waren im Mittelalter sehr an diesen Zugängen zum offenen Meer, vor allem aus ökonomischen Gründen interessiert. Und die Wustrower sahen das ähnlich, wollten sie doch zu ihrer Fischerei und Landwirtschaft Seetransport betreiben. Sie hatten durch die Fischerei Erfahrungen gesammelt und wollten mit ihren kleinen, offenen Fahrzeugen von zwei bis drei Lasten, etwa 40 bis 50 Zentner, ihre Produkte an Getreide und Fisch verschiffen. Meist nur zwei Mann Besatzung ohne Rangordnung und nautische Anforderungen, ging es an der Küste lang nach Lübeck, Kiel oder Kopenhagen.

Es ist geschichtlich belegt, dass auch die Vitalienbrüder unter Störtebeker die Einfahrten durch den Permin und den Darßer Kanal benutzt haben. Auch „Likendeeler“ genannt, weil ihre Schiffsmannschaften alle Beute zu gleichen Teilen unter der Besatzung verteilten. Unter dem Wort: „Gottes Freund und aller Welt Feind“ betrieben sie ihre Seeräuberei. Doch die Küste Mecklenburgs verschonten sie, weil die hiesigen Fürsten ihnen Quartier gewährten und einige Abgaben kassierten.

durchschnittlichen Wassertiefe von sieben bis zehn Fuß, etwa 2,10 - 3,20 m, nur kleinen Schiffen, wie Boote oder Schuten, die Ein- und Ausfahrt. Von einem Hafen nach heutigen Vorstellungen konnte eigentlich gar keine Rede sein. Als „Alter Hafen“ bzw. „Störtebeker-Hafen“ ist dieser Wasserweg in die Geschichte eingegangen.
Nur fünf Kilometer nördlich vom Permin gab es an einem Mündungsarm der späteren Recknitz ebenfalls eine Verbindung zwischen Bodden und dem „Saltmehr“, der Ostsee. Im 13./14. Jahrhundert lag diese Siedlung etwas nordöstlicher des heutigen Ahrenshoop. Alte Karten bezeugen, dass das frühere „Arneshop“ Ende des 14. Jahrhunderts bis zu 500 Einwohner zählte und ein bedeutender Handelsort gewesen sein muss.

Dieser Permin-Seezugang wurde durch Sturm und Versandung zeitweilig unpassierbar und bot bei einer

Herzog Bogislav der VI. muss die gute Lage erkannt haben und wollte den Ort zu einer Seestadt ausbauen lassen. Man wollte vom Grenzverkehr profitieren und den 70 km langen Weg über die pommersche Boddenketten bis zur Ostsee einsparen. Dazu wurde der Ort durch Gräben, Grenzbefestigungen, Zollkontrolle und durch eine befestigte Schanze gesichert.

„Darßer Kanal“

Doch das wichtigste Mittel für diese Seestadt war das Ahrenshooper Tief, auch Loop oder Darßer Kanal genannt. Von unseren heutigen Vorstellungen über einen Seehafen und Seekanal müssen wir uns freimachen. T. Stella, der Kartograph und Hofastronom am mecklenburgischen Hofe gibt uns ein Bild der Zustände um Ahrenshoop: „Zwischen dem Dorf Oldenhagen (Althagen) und dem Arnshope (Ahrenshoop) ist das Ribnitzer Wasser und See durchgegangen ins Saltze Mehr. Fürder nach dem Strande ist ein großer Hauffen Stein und Tziegel befunden am orth beim Strande, da is de tzollbude gewesen, so nach des Saltze Mehr 3 oder 4 Ruthen (ca. 50 m) gelegen. Darnach stehen in die vierzig oder fünfzig pfele in dem Saltzmehr, tzu endest der pfehlen ein großer hauffen Steine, darauf das Bollwerk gestanden.“ Es war also eine Fahrrinne mit etwa zwei Meter Tiefgang und Pfähle für das Anlegen der Boote und Schuten. Der Sturm ließ den Wasserweg oft versanden, und heute ist kaum noch etwas vom Traum einer Seestadt zu entdecken. Geblieben ist ein kleiner Graben an der mecklenburgisch-pommerschen Grenze, der von der Hauptstraße am sogenannten Grenzweg verläuft.

Gegen die „Klipphäfen“

Die beiden Ostseehäfen von Wustrow und Ahrenshoop sollten nicht sehr lange den hier alteingesessenen Bauern und Fischern für ihre kleine Küstenschiffahrt dienen. Obwohl ihre Fahrzeuge sehr klein waren und sie nur ihre bescheidenen Landeserzeugnisse verfrachteten, waren sie der Fernschiffahrt ein Dorn im Auge. Unumwunden erklärten die Herrschenden der Hansestädte Wismar, Rostock und Stralsund: „Schiffahrt den Hansen, den anderen die Fischerei!“ Sie forderten ihr Seefahrtsmonopol und bekämpften die sogenannte Bauernschiffahrt mit ihren „Klipphäfen“, wie man Häfen ohne die Stadtrechte und -privilegien nannte. Dazu gehörten damals Boltenhagen, Golwitz, Rerik, Warnemünde, Müritz, Wustrow und Ahrenshoop.

Die Macht der Hanseaten war so groß und sie wollten allein Herren der Ostsee sein. Es gibt mehrere Varianten, wer die Ostseezufahrten in Wustrow und Ahrenshoop zerstört hat. Einer der besten Chronisten, Robert Kühl, schreibt dazu: „Ob nun die Stralsunder bei ihrem erfolgreichen Zug gegen die Ribnitzer Seeräuber Ende des 14. Jahrhunderts den „Störtebeker“-Hafen bei Wustrow zerstört haben, oder ob er von den Dänen bei der Verfolgung der Vitalienbrüder zugeschüttet worden ist, oder ob dies durch den Hansetag zu Lübeck geschehen ist, kann nicht mehr festgestellt werden.“ Alle Mächtigen leisteten jedenfalls Ende des 14. Jahrhunderts ganze Arbeit, denn es ist soviel belegt, dass um 1395 der Darßer Kanal zum dritten – und zum letztenmal von der Rostocker Hanse aus Handelsneid zerstört wurde. Und sehr wahrscheinlich ist „der Ribnitzer „Störtebeker-Hafen“, um 1395, durch die Stralsunder, vielleicht im Verein mit den Rostockern, zugeschüttet worden“.

Es wurden drei Schiffe in der Permindurchfahrt versenkt und so die Versandung beschleunigt.

Noch heute bietet der Blick vom Kirchturm in Wustrow ein gutes Bild auf die Permin-Bucht, an der das alte Dorf Barnstorf liegt, und die schmale Nehrung zwischen Saaler Bodden und Ostsee.

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