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»Woll tau seihn« - Fischländer Chronik Schifffahrt

Bild & Text: Jochen Permin 1980

Segelschiff

Woll tau seihn ~ seggten dei oll Fischlänner, wenn sei sick dräpen dän ~ Ja un von dei oll Fischlänner Schippfohrt will ick hier vertell. Fischland un Seefahrt hürten schon ümmer tausam. Sicher wiern dei Steintiedminschen schon upt Water tau Hus. Denn käm um 500 n. Chr. dei Wenden int Land. Upt Fischland wiern dei Stamm dei Chizziner = Fischhüttenbewohners tau Hus. Sei wiern düchtig Seelüüd, düchtig Handelslüüd un wenn Gelegenheit wier, ook düchtige Seeräubers. ~ Ein düchtiger Seeräuber wier ja ook Störtebeker mit sien Vitalienbräuder, dei oft unner Wustrow upé Luer legen un ehr Büt in Ribnitz verköften, wat dorum to ook "Röwernitz" nennt wür. Räubers up anner Ort wier dei Hanse, dei isern up ehr Monopol in Hannel bestünn. So wür dat nix, dat dei Mechlb. Herzog tau’n Handelsstadt im Ribnitz mit dei Utfahrt bi Wustrow käm.

Lütt Küstenschippfohrt von Fischland hett datt aber doch ümmer gäben. So steiht dat in Wustrower Kirchenbauk: 1662 ~ 2. Aprilis segelten Tönnies Voß und Hinrich Permien mit einem Both voll Hering nach Rostock. Aber auf ihrer Rückreiße sein sie durch einen SO-Sturm umbgesegelt, Hinrich Permien hatt sich geborgen, Tönnis Voß aber ist vertrunken ...

1666 ~ 27. Juni ~ Ist Christian Bradthering mit seinem Both der Kirchen Kalk zu holen und hat ihm das Donnerwetter oben Wismar umgeworfen undt hat sich mit einem kleinen Both 4 1/2 Ellen lang geborgen. ~ Gott sei gelobt in Ewigkeit.

1685 ~ Ward bericht, dat dei Fischlänners heimlich Kurn un späder ook Appels in Vorpommern upköfft hemm un öber See na Lübeck bröchten, wat dei Schweden wedder argete (Vörpommern hürte ja damals tau Schweden)

1710 ~ Würn dei Kirch in Wustrow 2 mit Schäpen bemalte Finster stift von Jörß, Bradthering un Hanß Langhinrichs. Sei möten ja woll soväl verdeint hemm, dat sei sick dat leisten künnen.

1750 ~ rüm hett Hinrich Hintzmann in Wustrow dat ierste Seeschipp up Stapl leggt. Dei Werft wier bi dei Kirch in Kauhlegger. Ein Galass hett hei but. dei Schippers Ewald Dade un Ewald Niemann hemm Reisen bit na Ostengland dormit makt.

1764 ~ Würd düsse Bericht an dei Herzogl. Kamer gäben. ~ "Viele von den Einwohnern (Fischlands) bauen sich companieweise kleine und mittelmäßige Fahrzeuge und begnügen sich nicht auf die Küsten der Ostsee bis nach Rußland, Preußen, Schweden und Dänemark zu trafiquiren. Sie gehen nicht selten durch den Sund in die Nordsee n. Holland".
Düss Companien = Parten-Rhederiern, hüt würn A.G. tau seggen, un dei "Aktien-Stückelung" - Parten seggt man dortau, güng na 1/4, 1/8, 1/16 usw. bit hen na 1/192 Rheders wiern touirst dei Fischlänners, denn Gautsbesitzer un Buern, Kooplüüd und Handwarker, Werftbesitzers un Korresp. Reeder. Buud würn touirst lütte Schäpen Galeassen, Schuner, Jachten tau 90 - 150 Ladetons mit 4-6 Mann Besatz.

1820 füng an Briggen tau bugn 150 - 300 Ladetons mit 12 Mann Besatz. Bautied för so ein Brigg wier 1 Johr. 30 - 40 Timmerlüud arbeiten jeden Dag for’n 1/2 Daler 10 - 12 Stunn. Son Brigg kost bi 12000 Daler. Dei meisten Fischlänner Schäpen würn in Ribnitz, Rostock un Damgorn buut. Doch denn müssen dat 1870 rüm Barkschäpen sien bit 500 Ladetons un 15 Mann Besatz, dei denn in alle Welt führten.

Wie wier dat nu up dei Sägelschäpen? - Dat Äten wier bäter up mecklborger Schäpen as annerswo, fastleggt in dei "Speiseverordnung". Klock 6 gew dat ein Schnaps, Klock 8 wier Frühstück, Klock 12 Middag, Klock 7 Abendbrot, Mandag, Mittwoch un Fridag gew dat kein Fleisch, Sünnabend wier Fierdag, ~ ja denn gew dat Plum un Klüten mit Speck oder Pannkauken. In dei Hauptsak gew dat Bohnen un Gruben un Arwten - Ein Moses sä mal, as em dei ewigen Arwten öber wiern: "Jek wull dat dei Arwten taun Düwel wiern!" - Wat seggt dei Oll, wat seggst Du dor? - "Ick, ick - ick säd - Arwten mag verdeuwelt giern!" sä dor dei Moses. Ein Pund Botter gew dat dei Woch - doch Botter is lang nich ook Bodder. So schimmerte dei Bodder in Finnland in alle Farwen. In Danzig käm Frug’ns an Burd: "Kaptain kope se Matrosenbodder!" Ein Gemix ut oft ranzige Botter, Talg u. Smer, äben gaud naug för Matrosen. Wat Wunner dat dei Matrosen dei Frugens mit Schacht von Burd jagten - Metz un Gabel, Töller un Tass müß dei Matros sülbst mitbring, Löpel kreg hei von’t Schipp. Denn gew dat natürlich veel Hartbrot, Saltfleisch, Salthiering. Doch mänigmal wier näben dei "Speiseverordnung" dei Giez von Oll von grot Gewicht - "Wenn dat Fleisch un Brot so gaud wier as dei Bodder seicht, denn harr’n wie - ein Herrnläben!" seggten dei Matrosen up so’n Schäpen.

Wat verdeinten sei up dei Schäpen? - Dei Schipper kreg duwweite Hüer + 5% von dei Rohfracht, künn so up sien 2000 Mark in’t Johr kamen, dei Stüermann kreg 1 3/4 Hüer, dei Matrose dei vull Hüer von 40 Mark, dei Jungmann 3/4 un dei Jung 1/2 Hüer. - För dei Halv Hüer harr dei Moses denn oft am meisten uttaustahn - Eins wier denn Jung denn Kaptain, sien sülbern Teekann butenbords foll’n, "dar wier hei dull in Not, denn Oll dat bitaubring, ~ doch denn harr hei’d - Hei fragt: "Schipper, is wat weg, wenn weit wo dat is?" - "Ne", seggt dei Oll - "Ja" seggt dor dei Jung "denn is dei Kann ook nich weg, ick weit, dei is butenbords!" -

In dei Nord- un Ossteefahrt güng dat in Frühjohr los, sei makten 2 ook mal 3 Reisen in’d Johr, fahrten Getreide von Rußland, Kahlen von England, Wien von Frankriek, Holt von Schweden. In späden Harwst güng’d in "Winterlag", meist in Rostock. Mit dei gröttren Schäpen fahrten sei denn in dei middellandsche un swarte See, na China, um Cap Huurn, Australien mit Schäpen nich gröter as so’n Hamb. Habenfähr. ~ Wiern oft johrelang unnerwegs un so männigein käm ook gornich wedder, storben in Utland, strand, rammt, verscholl. - Schlimm wier dat 1824 dor güng 7 Schäpen "mit Rettung der Mannschaft" un 6 Schäpen "mit Mann un Maus" verlurn - 22 Fischlänner Seelüd fünn dorbi den Dod. ~ Doch ook so’n schlimm Johr künn dei Fischlänners nich von dei See affholl, sei buten nieg, grötere, mier Schäpen, so wiern dat in dei Glanztied 1863. ~ up Fischland 132 Schäpen tau Huus, doch denn güngt bargaff, dei Dampers käm, wiern gröter un schneller, so gew dat 1886 blot noch 89 Sägelschäpen un 1900 ~ gewwt keinein miehr up’t Fischland. ~ Tau düs oll Schippers kan doch seggen wiern Woll tau seihn!~

Was bedeutet: "Woll tau seihn"?

"Woll tau sein" ist ein alter Gruß auf dem Fischland.
Heute würde man sagen:
- Einen schönen Tag.
- Schön dich wohlauf zu sehen.

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